Unser Leben als Patchworkfamilie- Von Anfang an, gar nicht so einfach....
- Lisa Reci
- 26. Feb. 2022
- 5 Min. Lesezeit

Heute erzähle ich euch, von der Entstehung unserer Patchworkfamilie. Dazu gehören meine 2 Söhne(5 und 3)aus meiner vorherigen Beziehung, der Sohn(13) meines Partners aus einer früheren Beziehung, unsere gemeinsame Tochter (im April 1) und unser gemeinsamer Sohn der voraussichtlich im Juni zur Welt kommen wird.
Unsere Beziehung startete nicht unbedingt unter einfachen Grundvoraussetzungen.
Ursprünglich, war das letzte was ich nach meiner Trennung wollte, mich in eine neue Beziehung zu stürzen. Dann lernte ich meinen Partner zufällig bei Facebook kennen und verliebte mich, man kann es wirklich nicht anders sagen, Hals über Kopf.
Aufgrund verschiedener Umstände, zogen wir relativ schnell zusammen und das genau zum Beginn von Corona. Als wäre die Situation so nicht schon schwer genug gewesen, mussten meine Kinder in die Notgruppe ihrer Kita bzw der Tagesmutter. Das stresste mich als Mama ungemein, denn ich wollte meinen Kindern die größtmögliche Sicherheit in dieser neuen Situation bieten. Stattdessen, waren sie häufig allein in der jeweiligen Notgruppe und ich entsprechend gestresst, was natürlich auch mein Partner abbekam.
Nach kurzer Zeit hatte ich das Glück ins "Homeoffice" zu dürfen, da ich die einzige auf der Arbeit war die Kinder hatte. Das führte jedoch zu einem neuen Problem. Denn von nun an verbrachten wir den gesamten Tag zusammen, da mein Partner ebenfalls von zu Hause arbeitete.
Das war ich absolut nicht gewohnt. Früher war ich den Tag über mit den Kindern allein gewesen und war somit auf mich gestellt, was wie ich dann merkte auch um einiges einfacher für mich gewesen war, denn ich konnte den Tag so gestalten wie ich es wollte und brauchte mich mit niemandem abzusprechen. Absprachen waren bis zu diesem Zeitpunkt ja ohnehin nicht meine Stärke, was mir jedoch nicht bewusst war. Ich hielt mich weiterhin für eine Supermama. Die ich in gewisser Hinsicht mit Sicherheit auch war, allerdings führte ich meinen Alltag fort wie vorher und konnte gar nicht nachvollziehen dass meinem Partner das irgendwann gewaltig gegen den Strich ging.
Er war derjenige, der von Anfang an versuchte Absprachen zu treffen und am liebsten jede Kleinigkeit zu planen. Das strengte mich extrem an. Man könnte auch sagen, es nervte mich.
Gleichzeitig, wollte ich natürlich, dass wir als Patchworkfamilie zusammen finden, mein Partner weiterhin tolle Sachen mit den Kindern macht, aber er sollte mich den Rest bloß in Ruhe selbst machen lassen, denn sonst hätte ich ja sprechen und meine Meinung sagen müssen und im schlimmsten Fall hätte es passieren können, dass wir unterschiedlicher Meinung sind. Womit ich nicht hätte umgehen können.
Denkbar schlechte Voraussetzungen.
Und so führten wir von Beginn an, eine Beziehung geprägt von Hochs und Tiefs, was vermutlich normal ist aber aufgrund unserer Grundvoraussetzung war das was wir getan haben einfach anstrengend für alle Beteiligten.
Bis zu dem Zeitpunkt, als ich begann mich mit mir selbst auseinander zu setzen. Ich berichtete euch davon in "Mein Weg zu mir selbst".
Je mehr ich mir meiner Muster bewusst wurde umso mehr war ich in der Lage mich zu öffnen. Und je mehr ich mich öffnete, umso näher kamen wir uns als Familie.
Mir war absolut nicht bewusst, wie sehr ich innerhalb unserer Patchworkfamilie das Ruder an mich reißen wollte, denn ich bin ja schließlich die Mutter, so dachte ich.
Natürlich ist das richtig, trotzdem sollte man offen darüber sprechen wer welche Aufgaben innerhalb der Beziehung bzw Familie übernimmt und wie Entscheidungen getroffen werden. Wie so oft im Leben ist also das wichtigste, miteinander zu sprechen. Das was mir so unfassbar schwer fiel.
Mein Partner schaffte es aber, zwar auf sehr provokante Art und Weise aber effektiv, mir das sprechen beizubringen. Für den ein oder anderen mag das verrückt klingen. Besonders für diejenigen die mich kennen, denn außerhalb meiner Paarbeziehungen bin ich eine hervorragende Rednerin die durchaus in der Lage ist, den Überblick zu haben und anderen Menschen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Aber im Alltag die einfachsten Dinge zu kommunizieren war eine Qual für mich. Heute ist das nicht mehr so. Und es wird Tag für Tag leichter.
Die Herausforderung einer Patchwork-Familie ist meiner Ansicht nach aber nicht nur die Beziehung zwischen den Erwachsenen als Paar und den Kindern, sondern auch die Außeneinwirkung des nahen Umfelds. Gerade am Anfang wird man diesbezüglich auf eine harte Probe gestellt. Natürlicherweise gefällt nicht allen was man tut und das man überhaupt eine Beziehung dieser Art führt. Das war auch bei uns der Fall, was ich vollkommen nachvollziehen kann. Leider war es so, dass es sich zwischenzeitlich relativ stark auf die Kinder übertragen hatte.
Auch sie durchlebten auf ihre Weise Hochs und Tiefs. Das hätte ich ihnen gern erspart wenn ich ehrlich bin. Da ich es aber nicht konnte, war das einzige und beste was ich tun konnte zu mir selbst zu finden und einfach stark zu sein.
Mittlerweile haben die Jungs sich gut in der Situation zurecht gefunden. Sie verbringen regelmäßig und sehr gern Zeit mit ihrem Papa und kommen anschließend glücklich und zufrieden zu uns zurück.
Ich glaube, das liegt daran dass wir mittlerweile eine relativ lockere "Umgangsregelung" haben. Es gibt einen festen Rhytmus in dem die Jungs bei ihrem Papa sind, Unternehmungen zwischendurch sind aber auch kein Problem. So wissen die Kinder, dass sie konsequent beide Elternteile zur Verfügung haben und das gibt Sicherheit.
Es gab durchaus eine Zeit in der ich das Bedürfnis hatte, die Kinder an mich zu binden d.h die Kontrolle zu behalten. Ich hatte Angst, dass ich den Kindern zu viel zugemutet habe und sie deshalb vielleicht irgendwann ganz bei ihrem Papa sein möchten. Mittlerweile bin ich diesbezüglich wirklich entspannt und lasse das Leben einfach fließen und somit die Kinder entscheiden. Sollten sie irgendwann das Bedürfnis haben öfter bei ihrem Papa zu sein wäre das vollkommen ok. Und wenn nicht, wäre es genauso gut.
Nicht mehr den Drang zu verspüren alles in der Hand haben zu müssen weil man irgendetwas was eventuell, vielleicht, möglicherweise in der Zukunft passieren KÖNNTE,erleichtert das Leben ungemein, Man selbst wird freier und die Menschen um einen herum die man liebt, werden es automatisch auch.
Abschließend kann ich euch also sagen, Patchwork ist immer Arbeit so wie wahrscheinlich jede andere Beziehung und jede andere Familienkonstellation auch. Allerdings bedarf es in diesem Fall noch mehr Absprachen, Gespräche und Einfühlungsvermögen.
Wenn das alles gegeben ist, ist es aber definitiv sehr bereichernd.
Ich habe 2 wundervolle Söhne aus meiner früheren Beziehung und eine Tochter mit meinem jetzigen Partner. Die Kinder lieben sich von Beginn an abgöttisch. So eine innige liebe zwischen Geschwistern habe ich bisher nicht gesehen und hätte mir auch nie vorstellen können, dass es so sein wird. Im Juni kommt Nr.4 dazu und macht das Team komplett :-) .
Ich habe einen Partner, den ich, auch wenn es oft schwierig war, nicht mehr hergeben will und einen Ex-Partner, auf den ich mich ebenfalls verlassen kann. Auch das hat sich erst im Laufe der Zeit entwickelt und logischerweise, gab es auch hier viele Rückschläge. Aber auch das ist in meinen Augen völlig normal, denn jeder muss sich in der neuen Situation erst finden....
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